Führung im Frank- Loebschen Haus

Seit 1999 wird am ersten Sonntag im September der Europäische Tag der jüdischen Kultur begangen. Die Mitgliederversammlung unseres Vereins beschloss daher, diesen Tag mit einem Besuch regionaler Gedenkstätten zu würdigen. Gemeinsam mit dem Freundeskreis der ehemaligen Deidesheimer Synagoge machten sich etwa zwanzig Mitglieder beider Vereine auf den Weg nach Landau. Eberhard Dittus führte die Gruppe zunächst durch das Frank-Loebsche-Haus, welches neben der ständigen Ausstellung über die Geschichte der Juden in Landau auch eine Dokumentation über das Schicksal der Sinti und Roma enthält. Das historische Gebäude mit dem malerischen, von Fachwerk durchzogenen Holzgalerie, geht in seinen Ursprüngen bereits auf die gotische Zeit zurück und unter anderem wurde es vom Urgroßvater von Anne Frank bewohnt. In der benachbarten Katharinenkapelle aus dem 14. Jahrhundert sind Fresken aus der Bauszeit erhalten geblieben, welche deutlich das damalige diskriminierende Verhältnis zu den Juden auch für alle nicht Gebildeten ins Bild setzte: den typischen spitzen Hut tragend, nageln Juden Jesus von Nazareth ans Kreuz, womit die Auffassung der Juden als Gottesmörder für alle sichtbar verbreitet wurde, wie Bertold Schnabel ausführte, Politik durch Kunst. Als drittes Ziel hatte der Verein den jüdischen Friedhof in Essingen ausgewählt, der mit dem in Wachenheim und Ingenheim zu den drei größten jüdischen Friedhöfen der Pfalz gehört. Vor allem beeindruckt er durch die reichhaltige Ikonographie auf den über 1200 Grabsteinen und deren (bisher sigulären) wissenschaftlichen Erforschung. Nicht zufällig wurde an diesem Tag auch eine große Gedenktafel durch kommunale Politiker/-innen und Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde am Eingang des Friedhofs enthüllt – ein zusätzlicher und unerwarteter Programmpunkt Abschluss. „Die ansässigen Jüdinnen und Juden haben unser kulturelles und wirtschaftliches Leben geprägt und waren eine Bereicherung für unsere Gemeinde…Den Lebenden zur Mahnung, den Toten zur Erinnerung“, so die einleitenden Worte auf der Gedenktafel, die auch den mit reichhaltigen Eindrücken versehenen Gedenktag überschreiben könnte. 3. September 2022